2013/10/24

ORTHODOXIE UND ALTKATHOLIZISMUS


ORTHODOXIE UND ALTKATHOLIZISMUS
Die Altkatholiken sind keinesfalls die „Orthodoxen des Westens“ - eine kirchengeschichtlich-dogmatische Studie


Bisweilen werden von der häretischen Weltorthodoxie, insbesondere von „Hierarchen“ des sog. Patriarchats von Konstantinopel/Istambul, die gegen die Beschlüsse des sog. I. Vatikanischen Konzils der römischen Kirche vom 18. Juli 1870 protestierenden Altkatholiken zu Unrecht als die „Orthodoxen des Westens“ bezeichnet. Sie tun dies aus reinem Opportunismus, obwohl sie genau wissen, dass diese kirchliche Gruppierung, die sich als Sekte aus der grossen Romkirche abgespaltet hat, weder alt noch katholisch bezeichnet werden kann. Der Protest gegen die Unfehlbarkeit und den Universalprimat des römischen Papstes erfolgte zwar durchaus zu recht, hingegen glitt die Bewegung des Altkatholizismus rasch in die Bahnen des politischen bezw., was noch schlimmer ist, in die des theologischen Liberalismus ab. Ganz spezifisch katholische Positionen wurden schon früh preisgegeben, obwohl man ursprünglich beim sog. Tridentinischen Glaubensbekenntnis Pius IV. aus der Mitte des 16. Jahrhunderts verbleiben wollte, das noch etliche Elemente (neben anderen) altkirchlichen Glaubensinhalte besass. 
Die Altkatholiken haben somit die Gunst der Stunde nicht genutzt; anstatt sich der Orthodoxen Kirche des Morgenlandes anzuschliessen, die ihre berechtigen theologischen Anliegen berücksichtigt hätte, haben sie den von Gott angebotenen καιρός unbenützt verstreichen lassen. In Kirchengemeinschaft mit der sog. Anglikanischen Kirche, die auf protestantischem Boden steht, sind die Altkatholiken dazu übergegangen, „Priesterinnen“ zu weihen, während es bei den Anglikanern heute auch „Bischöfinnen“ (!) gibt. Dies alles macht eindeutig sichtbar, dass sowohl Anglikaner als auch Altkatholiken mit dem Glauben der alten Kirche vollständig zerfallen sind.
Jedoch bereits am 10. August 1879 ging ein seltsames Schauspiel über die Bühne, als in der altkatholischen Kathedrale zu Bern in der Schweiz, „Bischof“ Eduard Herzog (+1924) von der christ-(=altkatholischen) Kirche der Schweiz, „Bischof“ Joseph Hubert Reinkens von der altkatholischen Kirche Deutschlands, der schottische protestantische „Bischof“ Henry Cotteril sowie der Ex-Karmelit und Apostat Hyacinth Loyson als Rektor der gallikanischen Kirche zu Paris in feierlichem Gottesdienst durch gemeinsamen Kommunionempfang ihre blasphemische religiöse Gemeinschaft bekundeten, d.h. Oekumenismus im wahrsten Sinne des Wortes schon damals betrieben. Bei diesem „Gottesdienst“ offenbarte sich eine durch und durch häretisch-apostatische Ekklesiologie, die, wie bereits gesagt, der heute überall grassierenden Panhäresie des Oekumenismus alle Ehre machte. 
Diese Tatsache führt nun dazu, dass die altkatholischen Bischofsweihen, die sie durch die Vermittlung der schismatischen Utrechter Kirche erhalten haben, auch formal vom römischen Standpunkt als ungültig betrachtet werden müssen. Die Wahre Orthodoxie anerkennt keine ausserhalb der Kirche gespendeten Weihen. Nur im Falle einer Wiedervereinigung mit ihr könnte sie unter Umständen eine solche Weihe als gültig anerkennen, was im 19. Jahrhundert bei der Russisch-Orthodoxen Kirche gelegentlich vorgekommen ist, heutzutage infolge des Oekumenismus und der daraus resultierenden Apostasie nicht mehr möglich ist. Wir stützen uns bei dieser Feststellung auf die fundierten Ausführungen des russisch-orthodoxen Propstes Alexios von Maltzew, die er in seinem Werk „Oktoich“ (=Buch der 8 Töne), Band 2, Berlin 1894 im Einleitungskapitel Seiten LVI (56) bis LVII (57) gemacht hat; er schreibt dazu wörtlich: „Durch die Leugnung des Opfercharakters der hl. Messe, der Verwerfung der Lehre von der T r a n s s u b s t a n t i a t i o n *) und der Bestreitung, dass im hl. Sakrament der B u s s e **) der Priester kraft der ihm von Gott durch die Apostel ertheilten Vollmacht (durch den Hl. Geist) die Sünden vergibt, entziehen die Altkatholiken ihrem Priestertum die mit dem Priestertum sämtlicher alten Kirchen des Orients und Occidents verbundene Vollmacht, im Sinne der Orthodox-Katholischen Kirche durch Anrufung des Hl. Geistes (Epiklese), Brot und Wein in den Leib und Blut Christi zu verwandeln und die Sünden zu vergeben. Es muss also dem altkatholischen Bischof die Intention ***) fehlen, diese (von ihm bestrittenen Vollmachten bei der Ordination der Priester auf dieselben zu übertragen. Daher deckt sich der Begriff des altkatholischen Priestertums nicht mehr mit dem des katholischen Priestertums ganz allgemein, d.h. die Altkatholischen Weihen sind fortan unbedingt ebenso ungültig zu betrachten wie die Anglikanischen, bei denen ebenso ein Defekt der Intention vorliegt.

So müssen die Altkatholiken als eine Art Neuprotestanten, die gewisse Aeusserlichkeiten der römischen Kirche beibehalten haben, betrachtet werden. Heute weihen sie zudem Diakoninnen und Priesterinnen und stehen mit den protestantischen Anglikanern in gottesdienstlicher Gemeinschaft, die auch Bischöfinnen kennen. Die ganze weitere Entwicklung dieser Gruppierung liefert den Beweis, dass die Altkatholiken mit dem Glauben und der Lehre der Alten vorschismatischen Kirche längst zerfallen sind, obwohl sie das nicht zugeben wollen und sich weiterhin um eine Einigung mit der in Häresie gefallenen Weltorthodoxie um eine Einigung bemühen, was uns nicht weiter wundert, da diese ihnen geistesverwandt sind.

*) In der „Confessio Dosithei“, einer Bekenntnisschrift aus dem 17. Jahrhundert, die besonders gegen die protestantischen Irrlehren gerichtet ist, heisst es dazu: „Ebenso glauben wir, dass nach der Konsekration von Brot und Wein die Substanz derselben nicht bestehen bleibt, sondern der Leib und das Blut Christi unter den Gestalten und der Form von Brot und Wein, d.h. unter den Akzidentien von Brot und Wein“, wobei gesagt werden muss, dass auch die Akzidentien der Verwandlung unterliegen, ohne aber dass sich diese ihre äussere Erscheinungsform ändert. Wäre dem nicht so, dann hätten wir wiederum eine Art von Impanation, d.h. der Leib Christi würde neben der Brot- und Weinsubstanz existieren, wie dies der deutsche Reformator Luther gelehrt hat. Den obigen Ausführungen müssen jedoch unbedingt die weiteren Ausführungen aus der Confessio Dosithei hinzugefügt werden: „Ferner glauben wir keineswegs, dass das Wort Transsubstantiation (metousiosis) genau die Weise angibt, durch welche Brot und Wein in den Leib und das Blut des Herrn verwandelt werden („dies ist nämlich völlig unmöglich, weil allein Gott verständlich...“).

**) „Die Busse, im Sinne eines Sakramentes aufgefasst, ist eine solche geistliche Handlung, in welcher der Hirte der Kirche kraft des Hl. Geistes den bussfertigen und beichtenden Christen aller seiner Sünden entbindet, die er nach der Taufe begangen hat, so dass er von neuem rein und geheiligt dasteht, wie er aus dem Wasser der Taufe hervorgegangen ist.“ (Macarius, russischer Theologe des 19. Jahrhunderts, übersetzt von Blumental, Seite 350)

***) Zu diesem Schluss kommt man, wenn angenommen wird, dass bei der Sakramentenspendung nicht bloss eine äussere, sondern eine i n n e r e , b e s t i m m t e Intention (=Absicht) notwendig ist. So lehrt ausdrücklich die Confessio orthodoxa des Metropoliten von Kiev, Petrus Moghila. Diese Intention ist aber auch eine e x p l i z i t e (=ausdrückliche) oder r e f l e x i v e (=überlegte, überdachte). Der Sakramentenspender, der das Zeichen mit reflexer Absicht setzt, ist genau über Sinn und Zweck dieses Zeichens unterrichtet und strebt aufmerksam, mit ungeteiltem Willen, genau diesen Zweck an, während er die hl. Handlung vollzieht. Es genügt also nicht, die korrekte, bewusste und gewollte Setzung des a e u s s e r e n Zeichens allein, um die innere Gnade zu bewirken, das wäre zu wenig. Darum ist es auch unmöglich, dass ein Heide eine gültige Taufe spenden kann, wie dies irrtümlich die römische Dogmatik lehrt und annimmt.